Auf den Spuren des Hl. Benedikt durch Umbrien und Latium
Als begeisterte „Franziskus-Pilgerbegleiterin“, die mehrmals im Jahr mit Gruppen auf verschiedenen Abschnitten der Franziskuswege in Italien unterwegs ist, kannte ich vom Cammino di San Benedetto bis jetzt nur die Etappe von Poggio Bustone nach Rieti – weil sie mit der Via di Francesco ident ist …
Nun war es höchste Zeit, wenigstens einen Teil des Weges zu erkunden, und so machte ich mich Ende Oktober mit meinem Mann Christian und unseren Freunden Ernst und Andreas auf den Weg.
Wir starteten in Norcia, sehr beeindruckt von der Neustartenergie in diesem vom Erdbeben 2016 schwer getroffenen Ort. Bei prachtvollem Herbstwetter (das uns tatsächlich während der gesamten acht Pilgertage begleitete!) pilgerten wir nach Cascia, zum Wallfahrtsort der heiligen Rita. Am nächsten Tag – einem Sonntag – konnten wir in ihrem Geburtsort Roccaporena echte italienische Volksfrömmigkeit kennenlernen: Wir kämpften uns zwischen etlichen Wallfahrergruppen zur Kapelle auf dem Felsen oberhalb des Ortes hoch – begleitet von der Geräuschkulisse eines Kinderfussballturniers im Ort. Ein typisch italienischer Sonntag …
Im Agriturismo Colle del Capitano kurz vor Monteleone di Spoleto wurden wir abends so richtig verwöhnt und bekamen eine kaum zu bewältigende Fülle an liebevoll zubereiteten Spezialitäten des Hauses vorgesetzt. Da war die Auswahl an Schnäpsen und Likören zum Abschluss genau das Richtige!
In Leonessa, unserem nächsten Etappenziel, hat das Erdbeben von 2016 so wie in Norcia viele Schäden hinterlassen und zwei der großen Kirchen sind bis heute nicht zugänglich. An einem Montag sollte man dort übrigens nicht hungrig ankommen: Das einzige offene Lokal war eine Birreria, ein Bierpub, in dem wir uns – ganz „typisch italienisch“ – an Burgern und Hot Dogs labten … Tag vier war für mich die in jeder Hinsicht schönste Etappe: Von Leonessa ging es nach einem längeren Straßenstück steil hinauf durch Buchenwälder und über Almwiesen zu den Prati di San Bartolomeo, wo wilde Pferde grasten, und weiter zum höchsten Punkt auf über 1.500 m Seehöhe. Wunderschöne Wälder und Wiesen, ein beeindruckendes Bergpanorama und später die ersten Blicke auf Poggio Bustone mit seinem Kloster San Giacomo und in das Rietital begeisterten uns. Im Kloster empfing uns Fra Renzo herzlich und bewahrte unsere Rucksäcke auf, damit wir leicht und unbeschwert zum Sacro Speco des heiligen Franziskus hinaufsteigen konnten – ein wahrhaft mystischer Ort, der die Gegenwart des Heiligen noch heute spüren lässt.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach Rieti: Diese Tagesetappe kannten wir schon bestens und so starteten wir gleich von Rieti Richtung Rocca Sinibalda. Dazwischen beeindruckte uns der kleine Ort Belmonte in Sabina mit seiner Lage auf einem Hügelrücken und Blicken zum Monte Terminillo und in die Sabiner Berge. In der Locanda del Convento in Rocca Sinibalda waren wir Vittorios vorletzte Gäste: nicht nur der Saison, sondern überhaupt! Er erzählte uns, dass er zwei Tage später die Locanda verlassen und in Pension gehen würde – hoffentlich findet sich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für diese spezielle Unterkunft.
Weiter ging es nach Posticciola, wo die Kirche gerade herausgeputzt wurde: Abends sollte der Bischof kommen, um hier eine Messe zu Ehren des Lokalpatrons zu feiern. Wenn wir nicht schon ein Quartier im nächsten Ort reserviert hätten, wären wir gerne geblieben und hätten mitgefeiert.
Doch unser Bedauern währte nicht lange: Zu schön war der Weg entlang des Lago del Turano und der Besuch in Castel di Tora. Und den Agriturismo La Posta hätten wir auch auf keinen Fall versäumen wollen: freundliche Gastgeberinnen, gemütliche Zimmer und ein wunderbares Abendessen aus den besten Zutaten der Region. Die Stärkung konnten wir gut gebrauchen, denn am nächsten Tag warteten sehr viele Höhenmeter auf uns. Wir wurden aber auch wieder mit phantastischen Blicken über den See und in die Sabiner und Lucretillischen Berge belohnt. In Pozzaglia Sabina versäumten wir knapp eine Festmesse zur Einführung des neuen Pfarrers – wieder mit dem Bischof, einem in diesen Tagen wahrhaft viel beschäftigten Mann … Nach einem kurzen Besuch beim Geburtshaus der heiligen Agostina – Schutzpatronin der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger – ging es weiter nach Orvinio. Dort kamen wir mitten ins Herbstfest mit zahlreichen Kunsthandwerks- und Gastronomieständen und wurden von Maurizio, dem Vizepräsidenten des Benediktwegvereins, herzlich begrüßt.
Und dann kam schon unsere letzte Etappe. Wieder hatten wir viele Höhenmeter zu bewältigen und wieder begleitete uns ungetrübter Sonnenschein. Am Ende des langen Pilgertages erfuhren wir in Mandela, dass unsere Zimmer durch einen Wasserschaden unbenutzbar wären – und wurden in die private Wochenendvilla eines Professors aus Rom ausquartiert. Auch nicht schlecht … Das Schöne am Pilgern sind doch immer wieder diese kleinen Überraschungen und netten Begegnungen mit hilfreichen Menschen! Andere Pilger haben wir nur einmal getroffen: bei Maurizio in Orvinio die beiden jungen Norditaliener, die das Allerheiligen-Wochenende dazu nutzten, den Weg von Rieti nach Subiaco zu gehen. In einem Tempo, das sich von unserem gemütlichen Genusspilgern ziemlich deutlich unterschied. Wir sahen sie nur sehr kurz …
Während unserer wunderbaren Pilgertage haben wir festgestellt, dass der Cammino di San Benedetto ausgezeichnet gepflegt und markiert ist. Das Netzwerk der „Amici“ – der Freunde des Weges – steht überall mit Rat, Tat und Pilgerstempeln zur Verfügung. Auch die Vorbereitung der Reise war dank der gut gewarteten und aktuellen Website einfach und wir fanden überall leicht Quartiere, obwohl wir schon am Ende der Saison unterwegs waren. Landschaftlich und kulturell bietet der Weg schon im erstem Abschnitt einige Highlights und wir freuen uns schon sehr auf die Fortsetzung von Mandela nach Montecassino, die wir hoffentlich nächstes Jahr im April in Angriff nehmen können.
Fotos von Christa Englinger und Christian Hlavac
Von 10. – 15. September 2025 wird Christa Englinger auf der ROMEA STRATA unterwegs sein!
Start ist in Seckau und führt nach St. Lambrecht! Details finden Sie hier!